Nutzung / Nutzungsanforderung / Zweck
Vor dem Hintergrund der Polizeistrukturreform bestand ein Bedarf von 4 zusätzlichen Büros mit einer Fläche von je 17 m² NF2. Darin finden im Prinzip reine Büro- und Verwaltungstätigkeiten statt (Auswerten von Verkehrskontrollen, Vernehmung von Zeugen, Erstellen von Berichten,…). Zusätzlich war ein weiterer überdachter Stellplatz gefordert – ein Carportstellplatz.
Entwurfsgedanke
Da der Bestand einen klaren Zweibund mit Mittelflur darstellt, ist die Erweiterung nach Süden in seiner prinzipiellen Struktur quasi bereits vorgegeben. Auch das Grundstück verfügt besonders dort über Erweiterungspotential. Bei der geforderten Größe der Erweiterung (die Tiefe jeweils eines weiteren Büroraumes) ist die notwendige Freifläche für den Hubschrauberlande- und –startvorgang nicht beeinträchtigt. Bei fortgesetzter gleicher Gebäudeform soll jedoch die Konstruktionsart dieser Erweiterung gegenüber dem Bestand unterschieden werden. Anstatt eines Massivgebäudes aus Mauerwerk mit sog. Lochfassade, Ortbetondecken, Außenputz, etc. wird eine Skelettkonstruktion aus vorgefertigten Bauteilen gewählt. Dies geschieht vor dem Gesichtspunkt des zügigen und präzisen Bauens mit vorgefertigten Bauteilen. Dadurch kann witterungsunabhängiger, genauer und vor allen Dingen schneller vor Ort gearbeitet werden.
Funktionsabläufe
Da durch den Nutzer – das Verkehrskommissariat – bzw. durch den normalen Polizeidienst bestimmte „Schließbereiche“ eingehalten werden sollen, stellt die Erweiterung der Gebäudestruktur im Grundriss gegenüber der ursprünglich angedachten Dachaufstockung einen deutlichen Vorteil dar. Die Baustelle kann weitgehend „entflochten“ von den betrieblichen Abläufen durchgeführt und angedient werden. Erst wenn die Fassade des Neubaus geschlossen ist, werden zum Schluß aus den bisherigen Flurfenstern Flurtüren hergestellt. Somit soll nahezu ausschließlich der „Handwerkerverkehr“ von außen passieren und möglichst nie durch den Bestand führen!
Einzige „Kreuzung“ von Wegen wird die Baustraße (Friedrich-List-Straße) zum Baufeld über den Verbindungsweg vom Dienstgebäude zum Hubschrauberlande/-startplatz temporär darstellen. Einzig die Erweiterung der Kfz-Stellplätze durch den Carport als westlichen Abschluß der großen Garagen wird innerhalb des Betriebshofes geschehen müssen.
Für die Erweiterung des Hauptgebäudes wird die bereichsweise Verlegung des Zaunes zu Beginn der Arbeiten erforderlich. Nach Fertigstellung der Erweiterung soll der Neue Schutzzaun auch zumindest den südlichen Neubau umschließen. Durch die Wahl der Fassade bzw. der Verschattung könnte u.U. nicht komplett ausgeschlossen werden, dass die Gebäudestruktur ansonsten von außen bestiegen (durch Klettern) werden könnte. Dies wird jedoch durch den Zaun ausgeschlossen. Vor dem Hintergrund aktueller Auflagen für Polizeigebäude soll „sowieso“ das Gebäude komplett umzäunt sein.
Konstruktion und Tragwerk
Wo der Bestand noch aus Mauerwerk und Putz besteht, also ein Massivgebäude darstellt, welches Ortbetondecken besitzt und einzelne Fenster in den Außenwänden, soll die Erweiterung dem Prinzip des modularen Bauens aus industriellen „ready-mades“ folgen. Es handelt sich um eine Stahlskelettkonstruktion für die vertikale Tragstruktur (T80 Stahlwalzprofile im Achsraster von 1200mm) und um Spannbetonhohldeckenelemente (t=150mm; 1200mm Breite; 9 Stk. pro Decke; für das gesamte Gebäude somit 27 Stk.) für die Geschoßdecken. Diese Konstruktionsart erfordert nur einen Fundamentstreifen parallel zur Giebelwand im Abstand von ca. 3,60m. An der Bestandsgiebelwand werden nur Auflagerwinkel an der Außenwand befestigt. Hier ist keine weitere Gründung erforderlich. Der Neubau verfügt lediglich über ein Erdgeschoß und ein Obergeschoß, es wird keine Unterkellerung ausgeführt.
Da der Bestand durch eine sog. Brandwand vom Anbau getrennt ist, kann die Erweiterung in F0 ausgeführt werden. Das Dach ist ein sog. hinterlüftetes Kaltdach aus Trapezblech. Die Tragkonstruktion dafür besteht aus einer Stahlprofilpfettenkonstruktion im Achsabstand von 1,20m.
Die Fassade besteht aus einer Pfosten-Riegelkonstruktion bei der die thermischen Trennprofile direkt auf die Stahlstützen (T80-Stahlwalzprofile im Achsabstand von 1,20m; Geschoßhöhe 3000mm OKFFB bis OKFFB) aufgeschraubt werden. Im Süden wird die Verschattung mittels horizontal weit auskragender Gitterroste bewerkstelligt (etwa 1,20m), an der östlichen und der westlichen Fassade, also wo die Sonne tiefer steht – über starre Sonnen- und Blendschutzlamellen (bestehend aus Akustiktrapezblechstreifen) verschattet (ca. 50cm vor der Fassade, dazwischen befindet sich ein schmaler Wartungsgang zur Fassadenreinigung; beispielsweise aus einem flach liegenden Leitplankenprofil). D.h. von außen werden diese Trapezbleche die Verschattungswirkung erfüllen, bei der Blickrichtung von innen nach außen werden diese dank ihrer Mikroperforation durchsichtig erscheinen.
Materialität der Fassade sowie der Konstruktion
Das Bestandsgebäude, ein Mauerwerksgebäude ist weiß gestrichen und mit einem rauen Strukturputz versehen. Die bisherige Dacheindeckung besteht aus roten Tonziegel/Betonsteinziegeln. Die Erweiterung besteht aus einer weitgehend verglasten Stahlskelettkonstruktion. Die thermische Hülle wird aus einer Pfosten-Riegelfassadenkonstruktion bestehen, welche weitgehend mit Isolierglas ausgefacht sein wird. Gelüftet wird natürlich über Fensterlüftung. In der Ost- bzw. der Westfassade werden pro Büroraum ein Dreh-Kippfenster eingebaut sein. In der Südfassade soll je Raum ein Fassadenfeld ein Lamellenfensterelement erhalten. So kann jeder Büroraum für sich quergelüftet werden.Hierzu wird in die Os Bewitterte Stahlteile sind feuerverzinkt. Die Blend- und Sonnenschutzlamellen werden feuerverzinkte Trapezbleche sein. Ggf. sind diese farbbeschichtet. Die südlich vorgelagerten betretbaren Gitterroste werden etwa 40 bis 50mm Steghöhe aufweisen und feuerverzinkt sein.
Die Spannbetonhohlkörperdecken werden farblich unbehandelte Sichtbetonuntersichten bleiben. Der Bodenbelag wird aus grauem Nadelvliesteppich hergestellt sein. Dieser wird auf Verlegespanplatten aufgeklebt. Diese liegen auf Trockenestrich, also auf einer ca. 40mm starken Perlitschüttung.
Die Innentrennwände bestehen aus einer leichten GK-Ständerkonstruktion oder aus einer furnierten Holztafel/Resopal-Schichtstoffplatte. Die inneren Bürotüren sollen Ganzglastürblätter sein. Der obere Abschluß zur Decke soll entweder aus Ganzglas oder aus semitransparenten Stegdoppelplatten bestehen. Die ehem. Giebelaußenwand, welche nun zur Innenwand wird, soll lediglich farblich behandelt werden, nicht aber glatt verputzt werden. In dieser Giebelwand sind bisher 6 Fenster vorhanden (4 Büro- und 2 Flurfenster). Da diese Wand nun zur Brandwand wird, müssen die 4 Bürofenster geschlossen werden (im Trockenbau; Promatplattenfüllung). Zur Seite des Neubaus werden damit kleine Nischen, im Sinne von wandbündigen Regalen entstehen. Die beiden Flurfenster werden zu Türen vergrößert. Diese werden T30 RS (Glasfüllung mit Stahlrahmen/-zarge) ausgeführt.
Haustechnik HLSE / Gebäudetechnik / Entwässerung
Die 4 zusätzlichen Büroräume sollen über die vorhandene Haustechnik mitversorgt werden. D.h. sowohl die Heizungsanlage als auch die Elektro- und Datenversorgung werden nur in die neuen Giebelräume „verlängert“. Bei der Heizung soll das Vorlauf- sowie das Rücklaufheizungsrohr durch die Giebelwand durchgebohrt werden. Die Strom- und Datenkabel sollen aus dem Fensterbrüstungskanal ebenfalls mittels einer geeigneten Brandabschottung durch die Giebelwand hindurchgeführt werden. Das Deckenlicht wird möglicherweise aus einer kleinen unterhalb der Decke abgehängten Kabelpritsche versorgt werden.
Außenanlagen
Bedingt durch die beiden Erweiterungen der Büros und dem Carport müssen im Vorfeld zwei Bäume gefällt werden. Ebenso muß zunächst der vorhandene Schutzzaun geringfügig verlegt werden. Die temporär notwendige Baustraße wird nach Abschluß der Arbeiten wieder zurückgebaut. Bedingt durch die nicht vorhandene Unterkellerung wird der Erdgeschoßfußboden ca. 50cm über der späteren Geländeoberkante verlaufen. Diese soll aus einer flächigen 16/32 Kiesfläche bestehen. Punktuell soll eine „Schilfinsel“ vor der südlichen Gitterrostfläche gepflanzt werden. Als Ersatz für die gefällten Bäume soll westlich der Erweiterung in paralleler Flucht zur neuen südlichen Giebelfassade eine kleine Reihe aus 5 jungen Pappeln (populus nigra italica) gepflanzt werden (in Verbindung zum Funkmast). Später soll der neue Schutzzaun den Ergänzungsbaukörper im Süden wie auch im Osten komplett umschließen.