Modernisierung statt Abriss
Generalüberholung für einen Bungalow aus den Siebzigern
Es war einmal ein zweigeschossiger Bungalow in Stuttgarts Stadtteil Frauenkopf. Der Anfang der 70er Jahre errichte Bau präsentierte sich mit (gelblichen Klinkersteinen) beigen Asbestplatten oder Faserzementplatten kombiniert mit einer fast schwarz gebeizter Fichtenholzverschalung. Im Eingangsbereich begrüßten braune Struktursteine aus Glas die Besucher. Das gesamte Anwesen wirkte dunkel, trist und wenig einladend. Ohne Frage – dieses Haus war aus der Mode gekommen. Und auch die funktionale Ausstattung ließ inzwischen zu wünschen übrig.
Das fand auch Bauherr Ulrich Endress. Und nun? Abriss oder Modernisierung? „Herr Endress entschied sich gegen den Trend“, freut sich der Architekt Robert Brixner. „Anstatt wie viele andere, die alte Bausubstanz einfach durch lieblos errichte Mehrparteienhäuser ersetzen, bevorzugt er Individualität.“ Und so machten sich Robert Brixner und Ulrich Endress daran, das in die Jahre gekommene Gebäude in ein Schmuckstück zu verwandeln. Monatelange Planungen und Vorbereitungen, ein halbes Jahr Bauzeit und rund 380.000 Euro flossen in den Umbau.
Erst einmal war die Fassade dran. Die geschlossenen Wandteile erhielten zunächst eine Dämmung aus Schaumglas. Dann folgte der optische Blickfang: eine vorgehängte und hinterlüftete Holzfassade aus astlosem Zedernholz. Beste Ware – sogar so gut, dass nahezu keine Vergrauung stattfindet. Die 35 mm dicken und 85 mm breiten Bretter wurden horizontal von außen uneinsehbar befestigt. Alle Ecken erhielten einen Gehrungsschnitt, so dass die Materialstärke nicht zu erkennen ist. Entstanden ist so ein homogenes und harmonisches Erscheinungsbild. Einziges Problem: Durch die Umbauten wuchs die Wand um einen halben Meter, so dass der Mindestabstand zum Nachbarn von 2 Metern nicht mehr eingehalten werden konnte. Die Nachbarn beschwerten sich und die Behörde verhängte ein Bauverbot. Mit viel Verhandlungsgeschick setzte Ulrich Endress durch, dass die Arbeiten einen Monat später wieder starteten: Weiter ging es mit dem Einbau neuer Fenster, der Sanierung der Flachdächer und der Terrasse. Der Eingangsbereich mit großen Glasflächen als Zaun sowie Wegen aus Muschelkalk wirkt sehr einladend. Auch der Garten entging der Umgestaltung nicht. Sehr stimmig fügt sich die neue Bambushecke in das Gesamtbild ein. Für optische Highlights sorgen als Solitär stehende, angestrahlte Ahornbäume.
Auch innen nahm Architekt Brixner eine Generalüberholung vor. Dabei wurden die Wände fast auf den Rohbau zurückgeführt. Neben der Komplettrenovierung gab es einschneidende Veränderungen bei der Raumaufteilung. Die alte Sauna wich einem neuen Wellnessbereich mit Natursteinbelegen. Auch die Speisekammer hatte in der neuen Küche keinen Platz mehr. Dafür steht jetzt auf dem amerikanischen Kirschbaumboden eine wunderschöne Kochinsel. Ebenso gehört der schattige Außenbereich unter der Terrasse nun der Vergangenheit an. Dort befindet sich jetzt hinter der neu eingezogenen Glasfassade ein Fitnessraum – mit Eichenparkett und Fußbodenheizung. Rund 300 Quadratmeter frisch renovierte Wohnfläche sind es jetzt – 40 Quadratmeter mehr als vorher.
„Wir hatten genug Zeit vorher alle Angebote einzuholen, so dass wir später keine Kostensteigerungen einplanen mussten“, erklärt Robert Brixner. „Und auch ein guter Bauherr, der auf Fachleute hört und ihnen Luft lässt, trägt natürlich zum Gelingen eines solchen Projektes bei. So macht Modernisieren Spaß.“ Und das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Text von Katrin Seybold